WEITERBILDUNG WILDNISPÄDAGOGIK

Wir sind Teil der Natur. Sie ist unsere Heimat. Wo wir hinsehen sind wir von ihr umgeben. Im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung haben wir uns immer weiter von der Natur entfernt. Sie ist uns fremd und manchmal unheimlich geworden. Elementare Fertigkeiten haben wir vergessen und verlernt.
Wie kann man im Winter ohne Schlafsack draußen schlafen und es trotzdem warm und bequem haben? Welche Pflanzen helfen bei kleinen Schnitten und Mückenstichen? Welcher Vogel begrüßt als erster den neuen Tag? Was passiert, wenn man sich zeitlos und ohne Zielvorgabe durch die Natur treiben lässt und einfach seiner Intuition folgt?

Die Weiterbildung Wildnispädagogik bietet Wege, sich selbst auf intensive Weise wieder mit der Natur zu verbinden. Man erlernt Methoden, mit denen man andere Menschen zu tieferer Naturwahrnehmung führen kann. Wildnispädagogik ist eine natürliche Lehrweise mit dem Ziel einer ganzheitlichen Entwicklung von Persönlichkeit, Naturverbindung und dem Gedanken der Gemeinschaftsbildung.
Die Grundlage der Wildnispädagogik bildet das „Naturmentoring“. Diese Lehrweise stammt von verschiedenen Naturvölkern dieser Erde. Der Mentor ermöglicht dem Schüler durch Inspiration, dem Erwecken von Neugierde und dem Erschaffen von Notwendigkeiten, sich selbst nachhaltiges Wissen anzueignen.

Schwerpunkte der Weiterbildung

  • Erlernen von Wildnisfertigkeiten und vertraut werden mit dem Leben in der Natur
  • Vogelsprache und Wahrnehmungsschulung
  • Spurenlesen
  • Ausübung des Naturmentoring und Cojote Teaching
  • Lernen in Gemeinschaft
  • Zuhören und Reden
  • Aufgaben für das Vertiefen der Kursinhalte im Selbststudium

Zielgruppe

Wir wollen alle Menschen ansprechen, die sich ein umfangreiches Wissen über die Natur und die Beziehung zwischen Mensch und Wildnis aneignen wollen.

Dieser Kurs ist auch für Menschen, die in ihrer Arbeit andere begleiten und unterstützen: z.B. ErzieherInnen, LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, Beschäftigte in Forst und Tourismus.

1. Grundlagen

Die Teilnehmer*innen lernen die grundlegenden Fertigkeiten für ein Leben und Überleben in der Natur. Die Basis für ein gemeinschaftliches Miteinander der Gruppe entsteht.

2. „Die Sprache des Waldes“ und Wahrnehmung

In der Natur gibt es eine universelle Sprache, die jedes Tier und jeder Vogel versteht. Wir sensibilisieren ihr Verständnis für diese Sprache. Die Vögel mit ihren wohlklingenden Stimmen erfreuen nicht nur unsere Seele, sondern können sich auf große Distanzen über alles Lebenswichtige und Wesentliche unterhalten.
Indigene Jägerkulturen orientierten sich an dem ausgeklügelten Alarm- und Kommunikationssystem der Vögel, um sich wissend, gefahrlos und ungesehen in der Wildnis zu bewegen.
Themen: Vogelsprache und Bestimmung, Techniken der Wahrnehmungsschulung, Umgang mit Bestimmungsbüchern, Werkprojekt Vogelstimmenimitator.

3. Spurenlesen

Jedes Lebewesen hinterlässt Spuren. Spuren sind voller Geheimnisse für den aufmerksamen Beobachter.
Sie erzählen Geschichten, die es zu lesen und zu lernen gilt. Dies fordert und schult eine erhöhte Wahrnehmung, Intuition und Geduld.
Weiterhin geht es in diesem Modul um die rechtlichen Grundlagen für ein Verhalten in der Natur.
Themen: Tierverhalten, Landschaften lesen, Gangarten der Tiere, Spurenlesen in Gruppen, Natur- und Artenschutzgesetze, Rechte und Pflichten mit Gruppen in der Natur.

4. Naturmentoring

Die Einführung in die Grundlagen des „Coyote Teaching“. Lernen ist kein „Muss“, sondern entsteht aus der persönlichen Neugier und dem Bedürfnis nach Entwicklung. „Coyote Teaching“ erweckt auf vielfältige Art dieses Bedürfnis und sorgt so für eine tiefe und nachhaltige Lernerfahrung, die sich nicht nur auf bloßes theoretisches Wissen stützt.
Themen: Natürliche Lernkulturen, Arbeiten mit den vier Himmelsrichtungen, Story Telling – das Geheimnis des Geschichtenerzählens, die Kunst Fragen zu stellen.

5. „Gemeinschaft Mentoring“

Das Campleben bietet die Gelegenheit, vorher erlernte Fertigkeiten praktisch anzuwenden. Nahrhafte Wildnisküche mit Kochen am offenen Feuer geben Raum für Gemütlichkeit und Gemeinschaft. Friedensstifter Prinzipien indigener Kulturen verbinden unsere Gruppe nochmal enger miteinander.
Themen: Aufbau und Organisation eines Wildniscamps, praktische Anwendung der Prinzipien für eine friedvolle Gemeinschaft und Gruppenkommunikation, Naturhandwerk und Projektarbeiten.

6. Orientierung und Abschluss

Um sich in der Natur zu orientieren, braucht es nicht nur Kompass und Karte – es geht auch um bewusstes Wahrnehmen der Umgebung und das eigene intuitive Gespür. Nach Vorstellung verschiedener Projekte, schnüren wir das Bündel der persönlichen Erfahrung und beenden den Kurs mit einem Abschlussfest.
Themen: Intuitives Wandern in der Natur, Orientierung, Natur als Spiegel, Projektpräsentationen, Reflektion und Abschlussfest.

Zertifikat

Die Weiterbildung Wildnispädagogik wird mit einem Zertifikat oder einer Teilnahmebestätigung abgeschlossen. Voraussetzung für den Erwerb des Zertifikats sind die Teilnahme an allen Ausbildungsmodulen.

Das Team

Diese Weiterbildung wird durchgeführt in Kooperation von den 3 Wildnisschulen Seenland, Jagwina und Hoher Fläming. Wir bündeln damit unsere unterschiedlichen Talente für die TeilnehmerInnen und pflegen unsere gemeinsame Freundschaft.

Wieland Woesler (Jahrgang 1970) ist Leiter der Wildnisschule SEENLAND. 2003 konzipierte und leitete er mit der WS Teutoburger Wald die erste Wildnispädagogik Weiterbildung in Deutschland. Er ist Erzieher, Geschichtenerzähler und Vater von drei Kindern. Durch den Kontakt mit verschiedenen LehrerInnen und 10 Jahre Arbeit in einem Waldkindergarten sammelte er Wissen über Mentoring, Peacemaking, Wahrnehmung und Survival.

Paul Wernicke (Jahrgang 1978) ist ausgebildeter Wildnispädagoge und Leiter der Wildnisschule Hoher Fläming. Als Fährtenleser und Wolfsbeauftragter engagiert er sich im Wolfsmonitoring. Insbesondere ist er Liebhaber und Kenner unserer heimischen Vogelwelt. Sein Wissen basiert u. a. auf den Lehren von Tom Brown und Jon Young. Er ist Vater von sechs Kindern.

Tim Taeger (Jahrgang 1969) ist Dipl. Ing. für Landschaftsnutzung und Naturschutz (FH), Wildnispädagoge, Jäger und seit 2004 Leiter von Jagd- und Wildnisschule Jagwina. Auf der Pirsch zum Wissen der Wildnis lernt Tim seit vielen Jahren von erfahrenen Lehrern alter Kulturen in Europa, Afrika und den USA. Lehrer sind ihm auch die Rehe und Mücken in unseren heimischen Wäldern.

Info

BILDUNGSURLAUB

Für unsere Weiterbildung kannst du Bildungsurlaub in Brandenburg und Berlin beantragen.

Teilnehmerzahl:

Max. 20 Personen

Veranstaltungsorte:

Brandenburg: Grützdorfer Weg 1, 14806 Bad Belzig

Brandenburg: Dorfstr. 41, 14793 Rottstock

Kosten der Weiterbildung:

Seminargebühr 1.530 €

Unterkunft und Verpflegung 660 €

Ratenzahlung (mit Gebühr von 215 € ca.10 % der Gesamtkosten) möglich

Studenten erhalten 10 % Rabatt auf die Gesamtkosten

Die Unterbringung erfolgt ( außer die * markierten Blöcke ) in Mehrbettzimmern oder auf Wunsch in Zelten.

Umfang und Ablauf der Weiterbildung:

Die Weiterbildung erstreckt sich über 9 Monate und umfasst insgesamt sechs Module, jeweils von Donnerstag- bzw. Freitagabend 18 Uhr bis Sonntag 14 Uhr.

Termine Bad Belzig/Brandenburg

Unsere Lehrgänge an den unterschiedlichen Standorten haben alle das gleiche Team und die gleichen Inhalte.

Bad Belzig/Brandenburg

Veranstalter der Weiterbildung ist Wildnisschule Hoher Fläming. Bei Anmeldung Weiterleitung zur Homepage.

15.05. - 18.05.2025 ("Grundlagen")*

19. - 22.06.2025 ("Wahrnehmung")*

18. - 20.07.2025 ("Spurenlesen")*

25. - 28.09.2025 ("In der Wildnis") *

10. - 12.10.2025 ("Naturmentoring")*

13. - 16.11.2025 ("Orientierung") *

* Zum Erweitern des wildnispädagogischen Lernfeldes finden diese Blöcke draußen als Camp statt. Die Unterbringung erfolgt nur in Zelten. Unser Seminarraum ist ein regengeschützter, vom Lagerfeuer gewärmter Versammlungsplatz.